Schummeln in Prüfungen?

Denn wer heute innerhalb von drei Jahren zum Bachelor-Abschluss kommen möchte, der kommt ohne viel und harte Arbeit nicht zum Ziel. Viele erliegen dem Reiz, in einer Prüfung zu schummeln. Doch die Konsequenzen sind hart.

Montag, 16 Januar, 2017

Dass Studenten faul sind, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Denn wer heute innerhalb von drei Jahren zum Bachelor-Abschluss kommen möchte, „nebenbei“ noch arbeiten muss und möglichst viele Praktika und einen Auslandsaufenthalt einschieben will, der kommt ohne viel und harte Arbeit nicht zum Ziel. Viele erliegen dann dem Reiz, in einer Prüfung auch mal zu schummeln.


Der Soziologe Sebastian Sattler hat eine Studie durchgeführt, in der er das Schummel-Verhalten von Studenten untersucht hat. Er hat über mehrere Semester tausende Studierende befragt, um mehr darüber herauszufinden, wie viele von ihnen spicken und wie genau sie das machen.

Jeder dritte schummelt

Obwohl er herausfand, dass jeder Dritte sich in einer Prüfung schon einmal einen unerlaubten Vorteil verschafft haben, sehen Universitäten bisher kaum Handlungsbedarf. Denn es werden sehr wenige Schummler erwischt. Selbst bei großen Klausuren mit mehreren Hundert Prüflingen fliegen selten mehr als zwei oder drei Schummler auf.

Elektronische Hilfsmittel

Das liegt auch daran, dass die Studenten elektronisch aufrüsten. Spicken mit Hilfe von Smartwatches ist einfach und unauffällig. Eine vergessene Formel nachschauen, eine Email als Spickzettel aufs Handgelenk oder ganze Unterhaltungen sind mit den kleinen Computern möglich. Und viele Professoren sind sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst, dass dieses Problem besteht. Verboten ist das Tragen der Uhren nämlich kaum irgendwo.

Asien: Hightech-Spicker

Das ist in Asien etwas anders, denn von dort kommt die meiste Schummel-Technologie. Über Smartwatches wird dort auch nur müde gelächelt. Zu den Zulassungsprüfungen an den großen Universitäten, die oft über den gesamten weiteren Lebensverlauf entscheiden, tragen Prüflinge Mini-Kopfhörer, haben Sender im Radiergummi oder smarte Brillen, über die ihnen die Antworten angezeigt werden können.

Professoren sind sich der Gefahr kaum bewusst

Die Professoren haben wahrscheinlich Recht in ihrere Annahme, dass es bei uns noch nicht ganz so weit fortgeschritten ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass bei uns die wenigsten Prüfungen so entscheidende Konsequenzen haben wie die Aufnahmeprüfungen in Asien. Zur Not kann man eigentlich jede Klausur wiederholen, wenn man nicht hart genug gearbeitet hat.

Konsequenzen sind hart

Im Vergleich dazu, sind die Konsequenzen, wenn man beim Schummeln erwischt wird, sehr hart. Wer nicht nur einen Blick zum Nachbarn riskiert, sondern beim vorbereiteten Betrug erwischt wird, fliegt häufig ohne Abschluss von der Uni. Auch wenn das Risiko, erwischt zu werden, recht gering ist, dürfte das für die meisten Studenten als Abschreckung ausreichen.