Statement: Corona: aktuelle Freiheitseinschränkungen als Chance für die rasche Digitalisierung des industriellen Service

Prof. Dirk Stegelmeyer von der Frankfurt UAS erklärt, wieso der Maschinen- und Anlagenbau die Digitalisierung des Service nun rasch angehen sollte

Donnerstag, 30 April, 2020

Die aktuellen Reiseeinschränkungen führen auch im industriellen Service zu Problemen. Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer verfügen über eine riesengroße „installierte Basis“ – in der Vergangenheit verkaufte Maschinen und Anlagen –, die sie teilweise über Jahrzehnte hinweg durch ihren industriellen Service (Kundendienst) warten und instandhalten. Doch aufgrund der Reise- und Versammlungsbeschränkungen in der Corona-Krise ist die Wartung nur eingeschränkt und unter schwierigen Bedingungen möglich. Prof. Dr. Dirk Stegelmeyer, Professor für Service Engineering an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), sieht in dieser Herausforderung eine Chance für die Digitalisierung dieser Services.

Verfügbarkeit erhöhen, Kosten senken

„Die Unterstützung von Kundenpersonal, Servicedienstleistern oder dezentralen Kundendiensttechnikerinnen und -technikern mit Augmented Reality erhöht die Verfügbarkeit der beim Kunden installierten Anlagen. In der Gewährleistung können zudem Kosten gesenkt werden“, erklärt Stegelmeyer. „Software dazu steht von einer Vielzahl von Anbietern preiswert zur Verfügung.“ Als Hardware könnten zum Einstieg Smartphones und Tablets, unterstützend auch Datenbrillen – sogenannte Head Mounted Displays – genutzt werden. Stegelmeyer appelliert deshalb in diesem Zusammenhang an Unternehmen: „Gerade die aktuelle Corona-Krise sollte genutzt werden, um neue Wege im industriellen Service zu gehen, denn die Akzeptanz von Veränderungen ist zurzeit bei der Nutzung von Skype, Zoom & Co. besonders groß.“

Forschung im Bereich Datenbrillen

Die Forschungsgruppe Applied Research in Industrial Service („APPRISE“) um Stegelmeyer hat Barrieren und Chancen von Datenbrillen erforscht. Stegelmeyer weist in diesem Zusammenhang deshalb ausdrücklich auch darauf hin, dass die Einführung von Augmented Reality-gestütztem Field-Service unbedingt mit neuen Geschäfts- und Bezahlmodellen flankiert werden muss, damit Unternehmen kein Umsatz und Ertrag verloren geht.